Leitfaden zur Herstellung einer Landkarte für touristische Zwecke

Hier finden Sie eine Zusammenstellung wichtiger Punkte zum Thema "Kartographie und Tourismus".

Welchen Zweck soll die Karte erfüllen?

- Wandern,

- Radfahren, Radwandern, Moutainbiken,

- Reiten,

- Wassersport,

- Wintersport (Langlaufloipen, Schlittschuh),

- Allgemeine Freizeit (Minigolf, sehenswerte Kirchen, Klöster und

   weitere POIs (Points of Interest))

- Auto

- etc.

 

Aus dem Zweck ergibt sich der Maßstab der Karte:

- Wanderkarten (1: 30T bis  1: 50T). Im Gebirge mit Höhenlinien und

   Relief, im Flachland nicht unbedingt nötig),

- Radkarten (1: 25T für MTB bis 1: 100T für größere Tourenplanungen;

   Radkarte für Tagestouren 1: 50T)

- Reitkarten (Je nach Gelände und Ausschilderung 1: 25T bis 1: 50T)

- Wassersport (in der Regel 1: 50T)

Allgemeine Freizeitkarten (meist 1: 50T bis 1: 100T)

- Autokarten (ab 1: 100T)

 

Welches Gebiet soll dargestellt werden?

- Touristisch interessante Gebiete,

- Politische Einheiten (z.B. komplette Gemeinden und Landkreise),

- Naturräumliche Einheiten (z.B. Seen-Landschaften oder Nationalparks)

- etc.

 

Auf welchem Medium soll der Benutzer die Karte betrachten?

- Printprodukt (Faltkarte, Atlas, Broschüre, Flyer, Infotafel vor Ort),

- Digitales Ausgabegerät (Navigationsgeräte, Smartphones, Tabletts, . .)

- Online für den PC zuhause zur Reisevorbereitung bzw. zur Planung

   des Tagesausfluges

 

Im Zusammenspiel aus Maßstab und Gebiet ergibt sich die Kartenfläche. Der Maßstab hat eine häufig völlig unterschätzte Auswirkung auf das gesamte Produkt und somit auch auf die entstehenden Kosten für die Herstellung der Kartographie, für den Druck und die Weiterverarbeitung.

 

Wichtig: Zwischen Fläche und Maßstab besteht ein Abhängigkeit, die quadratisch zu- bzw. abnimmt!
 Deshalb möchte ich diesen Punkt hier besonders ausführlich behandeln. Gehen wir von einer üblichen, häufig zu findenden Freizeitkarte im Maßstab 1: 50T aus. Die Größe der Karte beträgt 1 m x 1 m.
Vergrößern wir die Karte  auf das doppelte, erhalten wir den Maßstab 1: 25T und eine Fläche von 2 m x 2 m. Das sind 4 m2
! Verkleinern wir die Karte auf die Hälfte, erhalten wir den Maßstab 1: 100T. Die Fläche beträgt 0,5 m x 0,5 m. Also nur noch 0,25 m2.



 

Maßstab

1 cm auf der Karte entspricht in der Natur

Kartenfläche

1: 25.000

250 m

2,00 m x 2,00 m = 4,00 m2

1: 30.000

300 m

1,67 m x 1,67 m = 2,78 m2

1: 40.000

400 m

1,25 m x 1,25 m = 1,56 m2

1: 50.000

500 m

1,00 m x 1,00 m = 1,00 m2

1: 60.000

600 m

0,83 m x 0,83 m = 0,69 m2

1: 75.000

750 m

0,67 m x 0,67 m = 0,45 m2

1: 100.000

1 km

0,50 m x 0,50 m = 0,25 m2

 

Flächenzunahme bei Maßstabsänderung
Flächenzunahme bei Maßstabsänderung

Das erklärt nun auch, warum die häufig gewünschte Konstellation, aus einer Kartensubstanz sowohl eine Wanderkarte als auch eine Radkarte ableiten zu können, fast unmöglich ist. Dasselbe Gebiet, das in einer Wanderkarte (1: 25T) auf vier Quadratmetern dargestellt wird, soll auf einer Radkarte (1: 50T) auf nur noch einem Quadratmeter Platz finden, das kommt fast der Quadratur des Kreises gleich…..

Wenn es da nicht einen Trick gäbe: Wir wählen einen mittleren Maßstab zwischen 25T und 50T und zwar 1: 40T. Benötigen Sie eine Wanderkarte, dann vergrößern wir die Substanz um 160 %, damit erzielen 1: 25T. Wobei bei einer Wanderkarte oft der Maßstab 1: 30T ausreicht und wir die Ausgangskarte dann nur auf 133,33 % vergrößern müssten. Wünschen Sie die Ausgabe einer Radkarte, verkleinern wir die gesamte Kartographie auf 80 % und wir erhalten den Maßstab 1: 50T.
 Durch die vergrößerte Wanderkarte erfüllen wir nebenbei den Wunsch gerade älterer Wanderer nach einer besseren Lesbarkeit der Karte. Zusätzlich kann man für die Wanderkarte noch den einen oder anderen wichtigen Feldweg einblenden, den man bei einer Radkarte weglassen würde.

 

Einen erheblichen Einfluss hat das Papierformat auf die späteren Druckkosten! Durch die quadratische Zunahme der Papiergröße ergeben sich deutlich höhere Kosten je größer der Maßstab wird. Gerade hier sieht man, wie wichtig die richtige Wahl des Maßstabs ist.

 


Welche Dinge müssen erledigt werden, um eine Kartographie als Printprodukt herzustellen?

- Festlegung des Kartenausschnitts mit Anfertigung eines Blattschnitts

   und Falzmusters

- Abstimmung des Papierformats und Falzmusters mit der Druckerei

   (Karten zu falzen, kann nicht jede Druckerei)

- Festlegung des Karteninhalts (Festlegung der Form- u. Farbgebung,

   Design der Kartensymbole und Legende)

- Zeichnung der topographischen Basiskarte (Flüsse, Wege, Straßen,

   Beschriftung der Orte, Flüsse, Seen, . . .)

- Einarbeitung der Thematik (Wanderwege, Radrouten, Loipen, . . .)

- Einarbeitung der Thematik (Thematische Symbole, POIs wie

   Schutzhütten, Rastplätze, Fahrradverleih, . . .)

- Einarbeitung weitere wichtiger Inhalte und POIs, die nicht zur Thematik

   gehören, aber trotzdem in der Karte sein sollten (sehenswerte Kirchen,

   Klöster, Minigolf, . . .)

- Erstellung eines Kartentitels

- Layoutbearbeitung I: Platzierung von Kartentitel und Kartenlegende,

   gegebenenfalls Übersichtskarte

- Layoutbearbeitung II:  Platzierung weiterer Texte und Bilder zur

   Erläuterung der Thematik

- Korrekturphase I: Lesung des Kartenteils in PDF-Form

- Korrekturphase II: Lesung des Text- u. Bilderteils in PDF-Form

- Korrekturphase III: abschließende Gesamtlesung (Korrekturschluss)

- Druckdatenherstellung

- Übermittlung der Druckdaten an die Druckerei

- Druckmuster-Prüfung, Imprimatur (Freigabe zum Druck)

- Qualitätskontrolle der gedruckten Kartenexemplare

 

Neben all diesen Tätigkeiten hat das Lizenzmodell einen enormen Einfluss auf die Preisbildung. Landesvermessungsämter, Verlage und andere Institutionen verlangen in der Regel Lizenzgebühren in Abhängigkeit von der Größe des Kartenausschnitts und der Auflagenhöhe der gedruckten Karte oder Broschüre. Dabei dürfen in der Regel die Inhalte der Karte nicht von Ihnen verändert werden und die Kartensubstanz darf nur zu dem vereinbarten Zwecke verwendet werden. Hier spricht man von dem sogenannten „Einfachen Nutzungsrecht“. Es liegt in der Natur der Sache, das ein volles Nutzungsrecht mit dem Abtritt aller Ansprüche seitens des Herstellers deutlich teurer ist, da sich hieraus in der Regel keine Folgegeschäfte für den Kartographen ergeben.

 

Eine interessante Alternative zu den käuflichen Datengrundlagen bieten OSM-Daten (OpenStreetMap).  Die OpenStreetMap-Daten darf jeder lizenzkostenfrei einsetzen und beliebig weiterverarbeiten. Berücksichtigen Sie allerdings, dass die Ableitung einer zufriedenstellenden Karte mit der Eintragung des jeweiligen Themas durchaus mit einigem Aufwand verbunden ist.

 

Ein weiterer Punkt, der häufig zu wenig beachtet wird, ist die "Instandhaltung" der Kartographie. In den folgenden Jahren entstehen Kosten für die

- Aktualisierung der Kartensubstanz,

- Aktualisierung des Text- u. Bilderteils.

 

Zoomable Maps wie Sie sie zum Beispiel aus dem Internet kennen, bedürfen einer aufwendigen Technik im Hintergrund. Eine leistungsfähige Datenbank stellt die Maschinerie zur Verfügung, um dem Benutzer diese Zoom-Funktion zu ermöglichen. Ableitungen zur Nutzung der Daten für Printprodukte sind trotz moderner Computertechnik immer noch mit einem größeren Aufwand verbunden. Die Schnittstelle zwischen datenbankgestützen Geometrien (Geographische Informationssysteme (GIS)) und den für die Printproduktion benötigten Vektordaten ist größtenteils immer noch so mangelhaft, dass man m.E. Abstand davon nehmen sollte.

 

Möchten Sie weitere Informationen zu diesem komplexen Thema, rufen Sie mich an!

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